Revolutionäre Deserteure aus Italien während des Großen Krieges und danach
Internationalismus galt in der Arbeiterbewegung
als hoher Wert, dem die großen Parteien und
Gewerkschaften sich allerdings nur in seltensten
Fällen gewachsen zeigten. Mehr als ein Lippenbekenntnis
war der Internationalismus für die
meisten nicht. Verwirklicht wurde er nur von einer
Minderheit überzeugter Individuen, wie Egon
Günther in seinem Vortrag über die Cavalieri Erranti
zeigt. Er geht der Lebensgeschichte italienischer
Sozialisten und Anarchisten nach, die es
nach dem Eintritt I taliens in den Ersten Weltkrieg
vorzogen zu emigrieren, viele in die Schweiz oder
nach Deutschland und Ungarn. In ihren Gastländern
waren diese Emigranten oft weiter politisch
aktiv. Ihre Spuren finden sich bei der Besetzung
des Vorwärts-Gebäudes im Januar 1919 in Berlin,
im Schweizer Landesstreik und in den Kämpfen
um die bairische und die ungarische Räterepublik
im Frühjahr 1919.
„Vergangene Woche nahmen wir nach 2tägigem Kampfe
die Stadt Dachau, die von einer Garnison Weißer Garde
verteidigt war. Den gestrigen Ostertage verbrachte ich
dort. . . am Morgen ging ich mit 4 anderen Italienern in
einen benachbarten Wald auf die Jagd und schossen wir
einen Rehbock, den wir. . . verzehrten, während wir sozialistische
Lieder sangen. "
Mario Accomasso, italienischer Deserteur, Vorwärts-Besetzer und Rotgardist vor Dachau